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Murphys Gesetz (von Christian Aichinger)
Oder: Wenn etwas schiefgehen kann, dann wird es auch schiefgehen
Mal ganz abgesehen davon, daß fast jeder Computer-Besitzer dieses Gesetz schon mehr als einmal am eigenen Leib erfahren durfte, könnte man diesmal auch die Geschehnisse rund um die diesjährig geplante AMIGA WORLD [1] gut umschreiben. Die maxpo 2001 [2] fällt aufgrund mangelnden Interesses der im Apple-Segment vertretenen Firmen, und nicht zuletzt Apple Deutschland selbst, aus.
Nur was hat die maxpo mit Amiga zutun? Ganz einfach: Der Falke-Media- Verlag, der Amiga-Usern mit der Publikation AMIGA Plus bekannt sein dürfte und der desweiteren auch zwei andere Nischensysteme mit Lesestoff (Apple Macintosh mit der "mac life" und Atari-Anwender mit der "ST-Computer") versorgt, wollte auf der genannten Apple-Messe, sicherlich nicht ganz uneigennützig, die AMIGA WORLD 2001 austragen. Mit großer Wahrscheinlichkeit wäre auch das Gros der im Amiga-Markt etablierten Hard- und Software-Hersteller, wie auch Händler, mit dieser Lösung recht zufrieden gewesen, da mittlerweile die meisten, aufgrund der schlechten Situation des Amiga-Marktes, ein Standbein in die "Obstschale" gestellt haben, um nicht umzufallen. Für jene Händler, die in ihrem Internet-Angebot neben dem Boingball neuerdings auch einen angebissenen Apfel zur Schau stellen, wäre dies sicherlich eine gute Chance gewesen, ihre Leistungen auch Mac-Usern schmackhaft zu machen, und auch die PowerMac-Emulation "iFUSION" wäre sicherlich für einige, wenn auch nicht unbedingt viele, Mac- User nicht ganz uninteressant gewesen.
Nur wo bleibt bei diesem Sachverhalt "Amiga", um den es bei der AMIGA WORLD schließlich gehen sollte? Schaut man sich die letzten drei vergangenen Quartale dieses Jahres mal genauer an, gibt es eigentlich nichts, für das sich Amiga wirklich rühmen oder was eine Amiga-Messe legitimieren könnte. Das Meiste, wie die Auslieferung verschiedenster PCI-Erweiterungen oder die Beendigung der Odyssee "iFUSION", kommt viel zu spät, um einen ernsthaften Mac-User aus den Stiefeln zu hauen, geschweige denn den "Classic-Amiga" noch einmal ins Rampenlicht stellen zu können. iFUSION kann einen PowerMac höchstens mit einer kastrierten G3-CPU nachahmen, was einen Mac-User bestimmt nicht sehr beeindrucken dürfte - eher im Gegenteil: Bei Nennung der Anschaffungskosten für so ein Vehikel (Amiga + PPC + iFUSION + ...) würde dieser ziemlich schnell das Weite suchen. PCI ist auf der Apple- Plattform seit Jahren Quasi-Standard, und sogar so etwas heutzutage ganz Normales wie USB sucht man auf der Amiga-Plattform vergebens. Selbst die Fortschritte oder besser gesagt die Ankündigungen, die Mr. McEwen und Mr. Moss in diesem Jahr zu Wege gebracht haben, haben mit Macintosh-Rechnern rein gar nichts zu tun und sind auf einer Apple/Amiga-Messe herzlich deplatziert. Oder gibt es schon ein AmigaDE, das unter MacOS X läuft? Ich habe davon jedenfalls noch nichts vernommen.
Meiner Meinung nach sollte eine Messe in erster Linie dazu dienen, die neuesten technologischen Fortschritte eines bestimmten Produktes so gut wie möglich darzustellen. Amiga-Messen erinnerten in den letzten Jahren aber immer mehr an Trödelmärkte und Verkaufs-Shows, bei denen Technologien zur Schau gestellt bzw. verkauft wurden, die nur dazu dienten, wenigstens die schlimmsten Mankos der leider immer noch aktuellen "Classic-Amiga"- Generation zu eliminieren. Für die Führungsriege in Snoqualmie waren solche Messen zusätzlich auch immer ein guter Anlaß, alle vorher angekündigten Roadmaps zu kippen, um damit Amiga-Firmen und User mehr und mehr zu verunsichern. Dass die Amiga-Gemeinschaft mit solch einem Gebaren im Vergleich zu anderen Plattformen nie auch nur ansatzweise deren technologischen Stand erreichen kann, ist klar. Die "AMIGA WORLD" braucht dringend etwas Neues. Bevor es aber von diesem "Neuen" nicht mehr als absturzfreudige Prototypen (oder leere Papp-Gehäuse mit angestöpselten TFT- Bildschirmen) und Beta- oder sogar nur Alpha-Versionen gibt, kann eine Amiga-Präsentation auf einer Apple-Messe nur als Witz bezeichnet werden.
Um auf Murphys Gesetz zurückzukommen: Ist es wirklich so schlimm, wenn mal etwas schief geht? Ich denke nein. Eine um ein paar Monate verlegte AMIGA WORLD, könnte Amiga eine Menge Ärger und den letzten treuen Anhängern eine Menge Spot ersparen.
In diesem Sinne bis zur nächsten Ausgabe,
Christian Aichinger